Komposition,
andere Wege in der Harmonielehre (Teil 2 von 3):
Das bestehende Harmonielehre-Modell kann einfach erweitert werden, indem man die Prinzipien anwendet auf Skalen die nicht zu den Kirchentonleitern gehören. So z.B. unter anderem Harmonisch Moll oder Melodisch Moll.
Hier kommen auch gleich zwei neue Akkordtypen ins Spiel. Der „Moll-Maj7“ Akkord und der „übermäßige Maj7“ Akkord (manche bezeichnen ihn als „Maj 7#5“, ich persönlich nenne ihn lieber „Maj 7b13“ Akkord weil man die Quinte ja trotzdem auch weiterhin mitspielen kann, auch wenn sie nicht zur Skala gehören sollte!).
Als Beispiel nehme ich jetzt mal Melodisch Moll:
Die Erste Stufe (I) ist immer ein Moll Maj 7 Akkord.
Die Zweite Stufe (II) ist immer ein Moll 7 Akkord.
Die Dritte Stufe (III) ist immer ein Maj 7#5 Akkord.
Die Vierte Stufe (IV) ist immer ein Dominat 7 Akkord.
Die Fünfte Stufe (V) ist immer ein Dominat 7 Akkord.
Die Sechste Stufe (VI) ist immer ein Moll 7b5 Akkord.
Die Siebte Stufe (VII) kann ein Moll 7b5 Akkord, als auch ein Dominat 7 Akkord sein!
Alleine schon die beiden „neuen“ Akkordtypen fordern die Hörgewohnheit stark heraus. Doch genau diese machen das ganz Besondere aus. Es entsteht quasi eine neue Klang-Atmosphäre und -Dimension mit der man kompositorisch spielen kann. Selbstverständlich steht einem frei auch hier beliebige Stufenakkorde zusammenzustellen bzw. aneinanderzureihen. Ausgetretene Akkordprogressionen bzw. Wege findet man hier eher weniger. Natürlich kann man wie bisher die Skala zum improvisieren nutzen, aber für einen „anderen“ Wege in der Komposition ist sie eben halt genauso gut verwendbar.
Das Prinzip der Zwischendominate lässt sich hierbei genauso anwenden wie bei den Kirchentonleiten (siehe Teil 1). Ebenso kann man mit dem Konzept des „Modal Interchange“ zwischen den Skalen wechseln. Also z.B. von C Melodisch Moll in die Kirchentonart C Dorisch, oder von C Ionisch in C Melodisch Moll. Der kreativen Wechselfreudigkeit sind hier keine Grenzen gesetzt. Die Grenzen der eigenen Hörgewohnheit und -Geschmacks sowie Musikwissens werden enorm erweitert.
Und selbst dann, wenn man das erreicht hat, seine Hörgewohnheit und –Bildung erweitert hat, andere Kompositorische Wege gegangen ist, selbst dann hält das Universum der Musik und Komposition noch Wege und Überraschungen bereit die wenig erforscht sind. Wege die man gehen kann und Plätze an denen man sich tonal „austoben“ kann:
Die Symmetrischen Skalen.
Mit „Symmetrisch“ ist eine regelmäßige Intervallstruktur gemeint, die sich stetig wiederholt. Beispiele von symmetrischen Skalen sind die Ganzton-Skala, Halbton/Ganzton-Skala sowie die Ganzton/Halbton-Skala oder die Halb-/Halb-/Terz/Halb-Ton Skala.
Ich will aber hier auf eine ganz besondere symmetrische Skala eingehen. Und das aus einem ganz bestimmten Grund: Man muss sich klar machen das eine Skala nicht unbedingt eine tolle Tonfolge darstellen muss, sondern eher Tonmaterial ist aus dem man schöpfen kann. Man spielt also nur Teile der Skala und auch nicht zwingend in auf- oder absteigender Reihenfolge, sondern in melodischer und Phrasenbasierter Weise (also in Ton-Gruppen). Und in diesem Zusammenhang ist die Halb-/Ganz-/Halbton (HGH) Skala eine ganz besondere („Olivier Messiaen“ hat diesen Modus als Ganz-/Halb-/Halbton betitelt). In dieser Skala ist eine Ganztonleiter enthalten, als auch Anteile aller drei Halbton/Ganzton Skalen. Zur ionischen Skala fehlt nur ein einziger Ton. Das sind alles Hinweise dafür dass man diese Skala sehr gut in der Praxis verwenden kann. Als Beispiel fange ich mit dem Ton C an:
Ganztonskala: C# D# F G A H
HGH-Skala: C C# D# E F G G# A H C
|_____________| |_____________|
Halb/Ganzton C Halb/Ganzton G# (D)
|_______________|
Halb/Ganzton E (D#)
Ionisch: C (D) E F G A H C
Und auch bei dieser Skala sollte man sich natürlich die Stufen-Akkorde anschauen. Das eröffnet einem weitere Pforten und Wege seine Komposition zu gestalten. Doch dazu mehr in Teil Drei.
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über den Autor:
Sven Waida, Künstlername: Es°geht Waida, 01744063629, schlauerwerden@waidaweb.de, https://waidaweb.de
Klavier, Akkordeon, Woabong, Komposition & Improvisation
Geb.-Jahr: 1969; Geb.-Ort: Braunschweig; Wurzeln: Polnischer und Ungarischer Herkunft
Staatl. anerkannter Berufsmusiker: HF Klavier, NF Gesang und Drums
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